Arroganz oder Ignoranz
Viele Fachexperten verhalten sich in der Kommunikation dilettantisch und
wundern sich, warum sie nur wenig Erfolg haben.
Wir leben im absoluten Kommunikationszeitalter. Alles spricht von
Kommunikation, in vielen Fällen ist jedoch die Kommunikationstechnik (Handy,
E-Mail etc.) gemeint. Doch ich spreche hier von der Kommunikation unter
Menschen und da geht es ja meistens um die 1 zu 1 Kommunikation. Viele
Missverständnisse und Konflikte könnten vermieden werden, wenn Menschen
klarer und deutlicher kommunizieren würden. Doch vielen ist es nicht bewusst,
wie wichtig die Fähigkeit ist, sich klar und deutlich ausdrücken zu können.
Kommunikation ist reines Handwerkzeug! Das kann jedermann lernen, wenn man
wirklich will. Doch jammern ist immer noch einfacher als handeln. Um
erfolgreich zu sein, muss ich erfolgreich kommunizieren!
Kürzlich lernte im Spital einen Sizilianer kennen, der seit über 50
Jahren in der Schweiz lebt, jedoch sehr schlecht Deutsch spricht, so dass
seine Wünsche kaum verstanden werden. Darauf angesprochen, jammerte er mir
vor, er hätte halt in der Schule in Sizilien kein Deutsch gelernt.
Unglaublich, er versuchte sich das ganze Leben lang zu entschuldigen und so
brauchte er sich ja nicht zu bemühen, denn er kann ja nichts dafür. Es
erübrigt sich fast noch zu sagen, dass er sich ausschliesslich mit seinen
Besuchern in Italienisch unterhielt und natürlich war auch seine Frau
Italienerin. Er fühlt sich dadurch ernsthaft benachteiligt gegenüber
Schweizern, kam aber nie auf die Idee, dass es einzig und allein an ihm
liegt. Noch einmal; jammern ist viel einfacher als handeln!
Ich werde oft gefragt, woher ich denn komme, dass ich ein so perfektes
Hochdeutsch spreche. Wenn ich darauf in echtem schweizerdeutsch antworte, sind
viele erstaunt und fragen mich dann, ob ich deutsche Wurzeln oder
ähnliche hätte. Ich erkläre dann, dass ich aus der tiefsten Innerschweiz
komme und ernte damit Staunen.
Der einzige Grund, warum ich wahrscheinlich viel besser Hochdeutsch spreche
als die meistem Schweizer, liegt schlicht und einfach darin, dass ich
verstanden werden möchte und eben nicht nur von den Schweizern. Deshalb habe
ich vor einigen Jahren entschieden, mir das Hochdeutsch so anzutrainieren,
dass ich im ganzen deutschsprachigen Raum verstanden werde und nicht mit dem
Komiker Emil verglichen werde. Seine Aussprache klingt zwar lustig, doch nicht
wirklich glaubwürdig.
Ein Schlüsselerlebnis
Vor einigen Jahren organisierte die Tageszeitung, der Zürcher Tages-Anzeiger, mehrere Vortragsabende mit mir. Einige hunderte Teilnehmer
meldeten sich an. An einer Veranstaltung waren dann gut 100 Teilnehmer/innen
anwesend. Wie üblich fragte ich zu Beginn, ob denn alle Anwesenden auch
Schweizerdeutsch verstehen würden. Niemand verneinte, also sprach ich Dialekt.
Als ich in der Pause sah, wie ein Pärchen die Veranstaltung verliess, was bei
mir wirklich sehr selten vor kommt, fragte ich nach und was stellt sich
heraus? Sie verstanden kein Schweizerdeutsch. Da wurde mir so richtig
bewusst, dass sich die Leute insbesondere bei grösseren Veranstaltungen nicht
melden, auch wenn der Referent fragt.
Also muss ich das berücksichtigen, wenn ich verstanden werden will.
Herzlichst
Martin Betschart

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