Martin Betschart ist Experte für Erfolgs-Psychologie, Motivation und Menschenkenntnis, sowie Keynote Speaker und Bestsellerautor.

Martin Betschart

Martin Betschart Blog für Erfolgs-Psychologie, Motivation und Menschenkenntnis

Montag, 23. Februar 2009

Arroganz oder Ignoranz

Viele Fachexperten verhalten sich in der Kommunikation dilettantisch und

wundern sich, warum sie nur wenig Erfolg haben.

Wir leben im absoluten Kommunikationszeitalter. Alles spricht von

Kommunikation, in vielen Fällen ist jedoch die Kommunikationstechnik (Handy,

E-Mail etc.) gemeint. Doch ich spreche hier von der Kommunikation unter

Menschen und da geht es ja meistens um die 1 zu 1 Kommunikation. Viele

Missverständnisse und Konflikte könnten vermieden werden, wenn Menschen

klarer und deutlicher kommunizieren würden. Doch vielen ist es nicht bewusst,

wie wichtig die Fähigkeit ist, sich klar und deutlich ausdrücken zu können.

Kommunikation ist reines Handwerkzeug! Das kann jedermann lernen, wenn man

wirklich will. Doch jammern ist immer noch einfacher als handeln. Um

erfolgreich zu sein, muss ich erfolgreich kommunizieren!

Kürzlich lernte im Spital einen Sizilianer kennen, der seit über 50

Jahren in der Schweiz lebt, jedoch sehr schlecht Deutsch spricht, so dass

seine Wünsche kaum verstanden werden. Darauf angesprochen, jammerte er mir

vor, er hätte halt in der Schule in Sizilien kein Deutsch gelernt.

Unglaublich, er versuchte sich das ganze Leben lang zu entschuldigen und so

brauchte er sich ja nicht zu bemühen, denn er kann ja nichts dafür. Es

erübrigt sich fast noch zu sagen, dass er sich ausschliesslich mit seinen

Besuchern in Italienisch unterhielt und natürlich war auch seine Frau

Italienerin. Er fühlt sich dadurch ernsthaft benachteiligt gegenüber

Schweizern, kam aber nie auf die Idee, dass es einzig und allein an ihm

liegt. Noch einmal; jammern ist viel einfacher als handeln!

Ich werde oft gefragt, woher ich denn komme, dass ich ein so perfektes

Hochdeutsch spreche. Wenn ich darauf in echtem schweizerdeutsch antworte, sind

viele erstaunt und fragen mich dann, ob ich deutsche Wurzeln oder

ähnliche hätte. Ich erkläre dann, dass ich aus der tiefsten Innerschweiz

komme und ernte damit Staunen.

Der einzige Grund, warum ich wahrscheinlich viel besser Hochdeutsch spreche

als die meistem Schweizer, liegt schlicht und einfach darin, dass ich

verstanden werden möchte und eben nicht nur von den Schweizern. Deshalb habe

ich vor einigen Jahren entschieden, mir das Hochdeutsch so anzutrainieren,

dass ich im ganzen deutschsprachigen Raum verstanden werde und nicht mit dem

Komiker Emil verglichen werde. Seine Aussprache klingt zwar lustig, doch nicht

wirklich glaubwürdig.

Ein Schlüsselerlebnis

Vor einigen Jahren organisierte die Tageszeitung, der Zürcher Tages-Anzeiger, mehrere Vortragsabende mit mir. Einige hunderte Teilnehmer

meldeten sich an. An einer Veranstaltung waren dann gut 100 Teilnehmer/innen

anwesend. Wie üblich fragte ich zu Beginn, ob denn alle Anwesenden auch

Schweizerdeutsch verstehen würden. Niemand verneinte, also sprach ich Dialekt.

Als ich in der Pause sah, wie ein Pärchen die Veranstaltung verliess, was bei

mir wirklich sehr selten vor kommt, fragte ich nach und was stellt sich

heraus? Sie verstanden kein Schweizerdeutsch. Da wurde mir so richtig

bewusst, dass sich die Leute insbesondere bei grösseren Veranstaltungen nicht

melden, auch wenn der Referent fragt.

Also muss ich das berücksichtigen, wenn ich verstanden werden will.

Herzlichst

Martin Betschart

Eingestellt von martinbetschart @ 22:15   0 Kommentare

Erfolgspsychologie

Erfolgspsychologie, was ist das eigentlich? Ist das die Psychologie die zum Erfolg führt? Im Volksmund sagen wir, die richtige Einstellung führt zum Erfolg oder der Spitzensportler war mental stark genug, um zu siegen. Insbesondere in Ausdauersportarten ist es besonders wichtig, mental durchzuhalten. Viele Spitzensportler gelten nicht zu unrecht als Experten des Mental-Trainings, was nicht anders heisst als Denk- oder Konzentrations-Training, das Fokussieren auf einen ganz bestimmten Punkt bzw. Ziel.
Bei der Erfolgspsychologie geht es um mehr. Es beinhaltet das ganze Denken in der komplexen Form. Wie kann ich meine Psyche, also das Denken so steuern, dass ich auch langfristig erfolgreich bin?
Wenn Sie in im Internet auf Wikipedia, der Enzyklopädie, nachschauen, dann gibt es offensichtlich noch keine genaue Definition dafür.
Doch vielleicht macht es folgende Geschichte ein bisschen deutlicher.
Ein älterer Mann wird von einer Gruppe Jungs immer wieder geärgert und teilweise zur Weissglut gebracht. Je mehr sich der alte Mann darüber ärgert, umso mehr Spass haben die Jungs offenbar und werden noch mehr motiviert, den alten Mann zu ärgern. Das steigert sich nun von Tag zu Tag bis es der alte Mann nicht mehr aushielt und einen Experten für Erfolgspsychologie konsultierte.
Gemeinsam entwickelten sie nun eine Strategie, die dazu führen sollte, dass die Jungs keine Motivation mehr hätten, den alten Mann zu ärgern, denn alles Schimpfen und Drohen hatte ja nichts genützt. Also eine psychologisch clevere Strategie musste her, damit das Ganze (für den alten Mann) zum Erfolg führt.
Am nächsten Tag geht der alte Mann zu den Jungs hin und war schon mal deutlich gelassener als sonst, doch die Jungs gaben ihr Bestes, sie ärgerten und beschimpften ihn so gut sie nur konnten.
Als die „Luft draussen war“ ging der alte Mann zu jedem der Jungs hin und lobte sie wie gut sie das heut doch wieder hingekriegt hätten und gab ihnen zusätzlich noch je € 5.- als Belohnung.
Die Jungs wunderten sich zwar über das Verhalten des alten Mannes, doch sie wurden ja gelobt und auch noch mit Geld belohnt.
Voller Vorfreude warteten die Jungs auf den nächsten Tag. So extrem motiviert waren sie noch nie, den alten Mann zu ärgern. Also gaben sie ihr Bestes, in der Hoffnung, erneut belohnt zu werden. Als sie wiederum soweit waren, ging der alte Mann wieder zu den Jungs und gab ihnen zur Belohnung je € 2.-. Die Jungs wunderten sich zwar darüber, warum sie heute weniger bekommen, doch sie machten sich nicht all zu viele Gedanken darüber, denn auch zwei Euro war noch sehr leicht verdientes Geld.
Am dritten Tag, die Jungs nicht mehr ganz so extrem motiviert, ärgerten den alten Mann erneut und wiederum gab es eine Belohnung, aber diesmal nur einen Euro. Die Stimmung der Jungs sank und sie waren verwirrt, was denn jetzt passiert.
Am vierten Tag, durch die Unsicherheit noch etwas weniger motiviert, würde der alte Mann nur noch mittelmässig geärgert, was natürlich zur Folge hatte, dass sie nur noch 50 Cents bekamen.

Können Sie sich vorstellen, wie es weiter ging? Am fünften Tag beschlossen die Jungs zu streiken und sagten, für 20 Cents machen wir uns doch nicht die Mühe dich zu ärgern.
Wir könnten es auch anders formulieren, die Motivation wurde ganz einfach umgedreht und das zum Beispiel nennen wir Erfolgspsychologie.

Herzlichst

Martin Betschart

Eingestellt von martinbetschart @ 22:15   0 Kommentare

Montag, 16. Februar 2009

Der grosse Wurf

Paul Getty, der amerikanische Milliardär wurde einmal gefragt, was denn sein Erfolgsgeheimnis sei bzw. wie man reich werde. Das sei ganz einfach, meinte er: „Sie müssen lediglich 3 Punkte beachten:

1. Stehen Sie früh auf!
2. Arbeiten Sie hart und…
3. Finden Sie Oil.“

Geht es Ihnen wie mir, finden Sie auch den dritten Punkt am interessantesten?
Nun, was heisst denn „Oil finden“ im 21. Jahrhundert? Haben die Google Gründer Oil gefunden? Oder die Jungs von You Tube, My Space oder Facebook?
Ich glaube „Oil finden“ im 21. Jahrhundert bedeutet A: Ganz einfach kreativ zu sein und B: Den Mut zu haben, diese kreative Idee auch konsequent umzusetzen.
Also stellt sich die Frage, wie sind wir so kreativ, dass wir solche Ideen entwickeln können?
Auch ich, das gebe ich gerne zu, bin keiner, der früh aufsteht, besonders hart arbeitet und trotzdem bin ich überdurchschnittlich erfolgreich.
Ich hatte zwar noch nicht den ganz grossen Wurf wie die Internetjungs, doch hatte ich schon sehr viele kreative Ideen, die mir sehr viel eingebracht haben.
Was braucht es also dazu? In meinem Falle ist es einerseits mein kritischer Optimismus und andererseits, dass ich in Möglichkeiten und nicht in Problemen denke.
Die Mehrheit der Menschen denkt in Problemen. Sie erkennen das schon daran, dass diese das Wort Problem sehr oft verwenden. Und dieses Denken führt dazu, dass sie den Problemen Energie geben.
Wenn wir davon ausgehen, dass der Durchschnittsmensch pro Tag ca. 60`000 Gedanken hat und die meisten davon mit Problemen beschäftigt sind, dann ist kein Platz mehr da, für die nötige Kreativität. Dazu fällt mir folgende Geschichte ein:
Es waren einmal Zwillinge, die glichen sich äußerlich wie ein Ei dem anderen. Ansonsten waren sie aber vollkommen verschieden.
Wenn es dem einen zu heiß war, war es dem anderen zu kalt. Wenn der eine
sagte: “Die Musik ist zu laut”, wollte der andere die Musik noch lauter. Und der auffälligste Unterschied zwischen den beiden war der, dass der eine von ihnen zu jeder Stunde optimistisch und zuversichtlich war, während sich der andere immer schlecht gelaunt und pessimistisch gab.
Als sie nun eines Tages Geburtstag hatten, wagte der Vater der Zwillinge ein
Experiment: Er wartete am Vorabend des Geburtstages so lange, bis seine Söhne eingeschlafen waren, und machte sich dann heimlich ans Werk.
Er füllte das Zimmer des Pessimisten bis unter die Decke voll mit den schönsten Geschenken: Spielzeug, Sportgeräte, technische Geräte und vieles mehr. Dem Optimisten aber legte er nur einen stinkenden Haufen Pferdeäpfel ins Zimmer – sonst nichts. Nun war er gespannt, was passieren würde.
Am nächsten Morgen schaute der Vater zuerst ins Zimmer des Pessimisten. Er fand ihn laut klagend am Boden sitzen, inmitten der ganzen wundervollen Geschenke.
“Warum weinst du denn?” fragte der Vater.
“Erstens, weil meine Freunde neidisch sein werden, zweitens, weil ich die ganzen Gebrauchsanleitungen lesen muss, bevor ich mit den Geschenken etwas anfangen kann, drittens, weil ich für die meisten dieser Spielsachen ständig neue Batterien brauchen werde und viertens, weil im Laufe der Zeit bestimmt ein paar von den Spielsachen kaputt gehen werden!”
Darauf ging der Vater in das Zimmer des optimistischen Zwillings. Dieser hüpfte vor Freude um die Pferdeäpfel herum.
“Warum bist du denn so fröhlich?” fragte der Vater.
“Ganz einfach”, antwortete dieser “weil irgendwo im Haus ein Pony sein muss!”

Der Verfasser dieser Geschichte ist unbekannt, doch zeigt sie ganz deutlich, dass sich eben alles im Kopf entscheidet.
Wie reagieren wir auf das, was um uns herum passiert?
Wie reagieren Sie? Sind Sie in Ihren Gedanken in erster Linie mit Möglichkeiten beschäftigt und dabei auch kreativ? Oder beschäftigen Sie sich zurzeit mit der Krise?
Oder suchen Sie auch darin nach Möglichkeiten?
Dann haben auch Sie die Chance „Oil“ zu finden! Denn gerade in Krisen sind besonders viele Chancen verborgen.

Herzlichst

Martin Betschart

Eingestellt von martinbetschart @ 20:38   0 Kommentare

Prof. Dr. Walter Wittmann war im VIP Business Club

Er gilt als Schwarzmaler und Pessimist, er schreibt Bücher wie am Fliessband, obwohl er schon 73 Jahre alt ist. Er hat angeblich die Krise schon vor drei Jahren kommen sehen und sprach im VIP Business Club darüber, wie man richtig investiert.
Grundregeln, die für die Meisten wohl sinnvoll sind, doch die Welt ist eben nicht nur schwarz oder weiss und oft gibt es kein Richtig oder Falsch, den vieles hängt von der Betrachtungsweise ab. Seine Empfehlung zum Beispiel, die Hypothek auf jeden Fall so schnell wie möglich abzubezahlen, macht wirklich nicht immer Sinn. Natürlich ist es rein theoretisch möglich, dass die Hypozinsen auf 8 % steigen und viele dann nicht mehr in der Lage wären, das zu bezahlen, doch so was passiert doch sicher nicht von Heute auf Morgen. Ich persönlich ziehe eine Liborhypothek zu 1,5 Zins vor, bleibe dabei liquide und kann das Kapital so investieren, dass es einen viel höheren Ertrag bringt. Übrigens, Investitionen in die eigene Persönlichkeit bringen wahrscheinlich immer noch die besten Zinsen. Oder haben Sie sich schon einmal überlegt, warum zum Beispiel der eine Architekt sFr. 100 000.- im Jahr verdient und der Andere sFr. 500 000.- ? Weil er 5 mal so viel arbeitet? Hat er mehr Selbstvertrauen? Mehr Wissen und Know How? Kann er besser Menschen motivieren und begeistern? Kann er wirkungsvoller führen? Führt er erfolgreichere Verhandlungen? Ist er in guter Kommunikator? Ist er rhetorisch stark und kann somit mehrere Menschen auf einen Schlag überzeugen? Hat er kreativere Ideen?
All das ist zum grössten Teil lernbar. 20% ist Talent und 80% ist „Gewusst wie“ und Training. Doch viele begnügen sich mit der immer wieder dummen ausrede: „Ich bin halt nicht der Typ dazu“. In Wirklichkeit ist es Faulheit, Bequemlichkeit und Ignoranz!
Merken Sie sich folgenden Satz: „Von der Wiege bis zur Barre, Seminare, Seminare.“
Doch nicht irgendwelche! Achten Sie darauf, dass die Leiter wirklich Profis sind und selbst erfolgreich und keine Theoretiker, die ihr Leben nicht selbst auf die Reihe kriegen. Eine selbstbewusste Persönlichkeit steht auch zu ihrem Erfolg. Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, wie Sie zu Geld kommen, es behalten und vermehren, dann besuchen Sie doch mein Geldseminar. Alles Weitere finden Sie auf der Website www.raag.ch.

Herzlichst

Martin Betschart

Eingestellt von martinbetschart @ 20:37   0 Kommentare

Mittwoch, 11. Februar 2009

Ganz schön Clever, der Barack Obama

Im Vorfeld der Wahlen hat Barack Obama ganz schön viele Versprechungen abgegeben und durch seinen Slogan „Yes, we can!“, eine unglaublich hohe Erwartungshaltung geweckt, die kaum zu erfüllen ist. Natürlich hatte ihm Bush eine wunderbare Steilvorlage geliefert, durch den Frust, den er mit seinem Verhalten bei den Wählern erzeugte. Sonst wäre Obama wohl kaum an die Macht gekommen.

Dass Barack Obama nicht nur ein authentischer, brillanter Redner ist, sondern auch die richtigen Menschen mit einbindet, hat er bereits bewiesen. Dass die Euphorie abklingen wird, ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Dass er nun sein einmaliges Hoch dazu nutzt, um unpopuläre Entscheidungen zu treffen, ist sehr, sehr clever. In einigen Monaten schon würde es kaum mehr möglich sein, die Beamtengehälter einzufrieren und die Managergehälter bei $ 500`000.- zu begrenzen. Denn je mehr er solche unpopuläre Entscheidungen trifft, und je mehr Menschen davon betroffen sind, desto grösser wird die Ernüchterung sein. Dabei bleibt zu hoffen, dass dieses Beispiel weltweit Schule machen wird. Stellen Sie sich einmal vor, wie viel Steuergelder wir einsparen würden, wenn unsere Beamten maximal sFr. 150`000.- verdienen würden. Ein über eine Million Franken hohes Gehalt ist als angestellter Manager sowieso sehr, sehr schwer zu rechtfertigen, es sei denn dieser trägt wirklich auch persönlich ein unternehmerisches Risiko.

Unternehmer jedoch, die das ganze Risiko persönlich tragen, würden endlich wieder aufgewertet. Das sind diejenigen, die wirklich Arbeitsplätze schaffen und die Entwicklung voran treiben. Und dafür sollten sie nicht nur alles verlieren, sonder auch unbegrenzt verdienen können. Goldene Fallschirme für Angestellte sind jedoch absolut unfair und kontra produktiv. Die Vergangenheit hat deutlich gezeigt, dass übertriebene Bonusprogramme nur die Gier vorantreiben und das kurzfristige Denken fördern. Belohnungsprogramme für gute Leistungen im Rahmen sind sicher sinnvoll und können die Leistungsfähigkeit und Motivation fördern. Eine Karriere in einem geschützten Rahmen, darf jedoch auf keinen Fall attraktiver sein als die unternehmerischen Möglichkeiten.

Unternehmerisch tätig sein heisst im 21. Jahrhundert vor allem Ideen entwickeln und den Mut haben, diese umzusetzen, denn somit entstehen neue Arbeitsplätze und die Menschheit kann sich weiter entwickeln. Ob und inwieweit kreative Ideen von Angestellten im Speziellen honoriert werden, muss von Fall zu Fall geklärt werden und darf nicht automatisiert werden.

Herzlichst

Martin Betschart

Eingestellt von martinbetschart @ 21:00   0 Kommentare

Wie motiviert man 150 türkische Führungskräfte?

Ein Freund rief mich an und fragte, ob ich immer noch so „verrückte“ Sachen mache, wie etwa Feuerlaufen. Er suche jemanden, der das könne und der in der Lage sei, zum Abschluss einer Seminar-Woche in Antalya einen Feuerlauf zu leiten. „Auf türkisch?“, war meine erste Frage? „Ja, klar auf türkisch“, meinte er.

OK, dachte ich mir, ist sicher eine spannende Herausforderung.

Erst ging das übliche Prozedere los. Telefontermin mit dem Direktor der türkischen Firma. (Ja, in der Türkei gibt es noch Direktoren). Dann, wie üblich in der Türkei, die Honorar-Diskussion. Natürlich fielen dann Worte wie: „Ja, soviel haben wir noch nie bezahlt, höchstens die Hälfte.“ So, jetzt ist es wichtig standhaft zu bleiben, ansonsten kann ich auch wieder mal ein schönes Wochenende machen, dachte ich mir.

Nachdem mein Büro abgeklärt hatte, ob es überhaupt möglich war für diese Zeit dahin zu kommen (ich hatte am Tag zuvor ein Seminar bis spät in die Nacht und auch der Montag war voller Termine) wurden wir uns schnell einig.

Jetzt musste alles nötige Material organisiert werden, was nicht so einfach war. Die Seminarunterlagen mussten auf türkisch übersetzt werden. Das Seminar musste ausgearbeitet und angepasst werden. Das Ganze musste natürlich der türkischen Mentalität angepasst werden.

Die Teilnehmer hätten alle eine akademische Ausbildung und seien grundsätzlich westlich orientiert, meinte der Direktor: sie tanzen, trinken Alkohol, feiern gerne Parties und für mich besonders wichtig, es seien keine religiösen Fundamentalisten dabei. Und was mich sehr positiv überraschte, war, dass sehr viele Frauen dabei sein werden.

Dann musste auch noch die Power-Point-Präsentation übersetzt werden und wer eignete sich am besten dazu? Unsere ehemalige Mitarbeiterin Manolya mit der Muttersprache türkisch. Sie machte das hervorragend und schnell neben ihrem normalen Job.

(Das war richtig adlermässig).

Da mein Seminar in der Schweiz am Abend zuvor bis nach 22.00 Uhr dauerte, musste ich am frühen Morgen über Hannover nach Antalya fliegen. Das war wirklich nicht mein Ding um 05.00 Uhr aufzustehen, denn normalerweise bin ich dann mitten im Tiefschlaf. Doch mit der entsprechenden Einstellung ging auch das.

Nachmittag um 15.30 Uhr nach einer pünktlichen Landung (bin sonst kein Fan von Sun Express, die hatten mich mal vor drei Jahren stehen lassen und ich konnte erst viel später fliegen, was einen grösseren Verlust zur Folge hatte) wurde ich abgeholt. Der Fahrer sprach ein hervorragendes Englisch und klärte mich während der Fahrt auf, was in den letzten drei Jahren in Antalya alles passiert sei.

Kurz nach vier bin ich im Hotel (nagelneu, soll das Beste in Belek sein) angekommen. Nach kurzer Besprechung, Besichtigung, Zimmerbezug und Umziehen, ging es um 18.00 Uhr los. Die Menschen, die ich sah, sahen nicht „türkisch“ aus, denn sie waren sehr modern und westlich gekleidet, was auch auf das Denken schliessen liess. Ich wurde sehr herzlich empfangen und es zeigte sich schnell, dass die Teilnehmenden sehr „hungrig“ auf mein Wissen waren.

Ich würde live, 1 zu 1 übersetzt, was sehr zeitintensiv war. Jedoch war es von Vorteil, dass einige Teilnehmer etwas deutsch oder englisch sprachen.

In der ersten Stunde zeigte ich Hintergründe über Einstellung und Erfolgsprinzipien auf und wir machten einige Übungen, die schnell deutlich machten, welches ungeahnte Potential doch in uns steckt. Doch die grössten Bremser sind die Ängste und deshalb schauten wir das ein bisschen genauer an und die Teilnehmer notierten ihre persönlichen und unnützlichen Ängste auf ein Blatt Papier. Dazu kamen noch negative Emotionen und einschränkende Überzeugung.

Da der Seminarleiter schon die ganze Woche Spannung auf den letzten Abend aufbaute, war es ihm nicht bis zum Schluss gelungen, nichts vom Feuerlaufen zu erzählen. Das hatte Vor- und Nachteile. Bevor wir uns auf den Weg zum Strand machten und die Ängste symbolisch dem Feuer übergaben, erklärte ich den Teilnehmern, warum es überhaupt möglich sei, über mehrere hundert Grad heisse Glut zu gehen, ohne sich die Füsse zu verbrennen.

Anschliessend ging es darum, die Teilnehmer mental und physisch auf das Vorhaben vorzubereiten. Regeln zu besprechen etc.

Dann kam der Moment der Entscheidung. Die Teilnehmer konnten es kaum erwarten und stürmten zum Strand, so dass es zeitweise schwierig war, das Ganze unter Kontrolle zu halten. Mittlerweile hatte sich das im Hotel herumgesprochen und somit kamen auch noch einige Zuschauer dazu, die ebenfalls in Schach gehalten werden mussten.

Doch, wir konnten nicht beginnen, denn die nachdrücklich bestellte Schaufel und der Rechen waren nicht da. Obwohl drei Helfer herum standen, wurde erst einmal diskutiert und telefoniert bis endlich jemand in die Gänge kam. (Dieses Verhalten scheint mir nach wie vor sehr typisch zu sein für viele Menschen. Es wird sehr schnell mal „ja“ gesagt, doch nichts gemacht. Warum ist das nur so? Wollen viele einfach keine Verantwortung übernehmen? Ich habe es noch nicht herausgefunden. Vielleicht wissen ja Leser dieses Blogs mehr.)

Endlich kam jemand an mit einer „Stechschaufel“ mit der es sehr schwierig war, einen schönen Glutteppich auszubreiten. Doch es klappte alles, die Teilnehmer konnten es nicht erwarten und machten von hinten soviel Druck, dass ich sie energisch zurückweisen musste, denn die Sicherheit ging vor. (Denn, wenn jemand auf die Glut steht und das nicht sieht, weil sie oben nicht mehr so glüht, kann das zu schmerzhaften Blasen führen.)

Es wurden Fotos gemacht, gefeiert, vor Freude und Begeisterung getanzt etc.

Es war gar nicht so einfach, die Teilnehmer wieder in den Seminarraum zu bekommen für den letzten Teil des Seminars.

Am Schluss: „Standing Ovation“ und die Teilnehmer standen Schlage, um mich in die Arme zu nehmen. So was hatte ich wirklich noch nie erlebt und ich muss sagen, es könnte süchtig machen. Einfach ein geniales Gefühl zu wissen: „Du hast das Beste gegeben, und die Energie kommt dankbar zurück.“

Dass mich auch Männer küssten, daran musste ich mich erst noch gewöhnen. Mittlerweile war es 23.00 Uhr, bis wir zum Essen kamen (also eine volle Stunde überzogen, doch das interessierte niemanden, ausser das Service Personal).

Nach dem Essen in die Bar, nach der Bar in die Disco und immer wieder wurde ich bestürmt mit Fragen und Komplimenten. Morgens um halb drei war Schluss, ich konnte nicht mehr, während die Teilnehmer ausgelassen und euphorisch in der Disco tanzten, zog ich mich zurück, fiel zufrieden ins Bett und schlief durch bis um 11.00 Uhr (die Nacht zuvor war ja auch sehr kurz). Am morgen eine Runde schwimmen (mit Joggen wurde leider nichts mehr) und dann packen für die Heimreise.

Kaum in der Hotellobby angekommen, wurde ich erneut bestürmt mit Komplimenten und Fragen. Ich bekam diverse, ganz persönliche Einladungen, worüber ich mich sehr freute. Sehr, sehr zufrieden trat ich meine Heimreise an und ich bin nun gespannt, was daraus passiert. Der Veranstalter jedenfalls meinte, ich werde zum neuen Star in der Türkei… Na ja, mal sehen. Eine tolle Erfahrung war es auf jeden Fall und ich habe die Türkei einmal ganz anders erlebt.

Herzlichst

Martin Betschart

Eingestellt von martinbetschart @ 20:58   0 Kommentare

 
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